Düster beginnt der heutige Tag, aber so sind sie die Wintermorgen in Moskau. Start ist bei der Lenin-Bibiliothek, der dunkle Herr ist aber nicht der Uljanow sondern ein gewisser Herr Dostojewski.

Der Arbat ist die Vorstadt vor dem Kreml. Das eingerüstete Gebäude war die Privatklinik der KPdSU Spitze, was an und für sich Sinn machte, da ja in den 80ern Jahre der Gesundheitszustand der diversen Herren eher ein angeriffener war und die quasi Stammgäste waren.

Einige alte Herrschaftshäuser russischer Adelingen sind stehen geblieben, hier wurden die ausländischen Gäste des Kremls untergebracht.

In der Nachbarschaft stehen jedenfalls einige Ministerien, noch aus der Sowjetzeit.

Das Baubüro Potemkin ist jedenfalls immer noch aktiv.

Der „Neue Arbat“ dient eher als Vorbild für viele viele Städte im Ostblock, irgendwie ein typisches Produkter der 60er Jahre.

In den Nebenstraßen hat sich noch die alte Bausubstanz erhalten. Diese werden oft als Botschaften genutzt.

Natürlich gibts auch in Moskau angesagte Hipster Cafés. Sie bieten Schutz und Obdach bei diesem Sauwetter.

Dieses Haus wurde in den 30ern Jahren als Kinderheim für die Kinder von österr Schutzbundkämpfern genutzt, die nach Moskau geflohen sind. Da sie aber von Stalin verhaftet worden sind oder an Hitler ausgeliefert worden sind, mußte man die Kinder unterbringen. Später wurden hier auch die Kinder von deutschen Kommunisten, die ebenfalls Opfer Stalins wurden, aufbewahrt. Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs wurden diese dann überhaupt in Moskau dann aufgeteilt.

Auch in diesem Wohnbezirk untergebracht ist die „TASS“, früher das offizielle Organ zur sowjetischen Regierungspolitik. Schon paar Jahre früher waren bekannte Schriftsteller Bewohner des Arbats. Wie Maxim Gorki in dieser Villa.

Im Nebenhaus residierte ein paar Jahrzehnte vorher ein gewisser Herr Tolstoi, sein „Krieg und Frieden“ geht aber nicht um den Nachbarschaftsstreit.

Auch in der Nachbarschaft stehen immer noch schöne Gebäude, noch aus der vorrevolutionären Zeit. Mittlerweile werden diese auch saniert, scheint ja ein zahlungskräftiges Klientel zu geben.

Im Gegensatz dazu steht wieder eine der 7 Schwestern, diesmal das Wohnhaus am Kudrinskaja Platz.

Damit sind wir wieder mittendrinnen in der Sowjetzeit und im Kalten Krieg. Den in der Nachbarschaft steht die US Botschaft.

Ein ziemlich großer Komplex. Die Botschaft schaut auf einen absolut irren „Gemeinde“-Bau am Goldenen Ring rund um Moskau. Der macht irgendwie Angst.

Mich erinnert die Gegend irgendwie an den Gürtel beim Südbahnhof, aber der ist dagegen eine kleine, kaum befahrene Straße. Irgendwie ist alles überdimensioniert in Moskau

Unsere amerikanischen Freunde mußten ja das Gebäude komplett abreissen, weil sie gemerkt haben, daß die Hütte ziemlich verwanzt war, wie sie gebaut wurde. Haben sie ziemlich lang aber nicht gecheckt. Jedenfalls verschanzt sich der ehemalige Klassenfeind hinter diesen Fassaden. Abhorchen muß der Putin nicht mehr, seit sein Kasperl im Weißen Haus sitzt.

„Weißes Haus“ ist das nächste Stichwort, gibts ja in Moskau auch eins, eigentlich geplant gewesen als Gebäude der Aeroflot und errichtet als Oberster Sitz des Sowjet, jetzt das Regierungsgebäude. Bekannt wurde es beim Putsch gegen Jelzin. Der wiederum mit seiner Privatisierungs-Politik die Klasse der Oligarchen schuf, auf Kosten der Allgemeinheit. Die Ereignisse dort haben quasi zu Ibizia 2019 geführt, weil es ja dann keine Nichten gäbe.

Eine Aufgabe für die Fr. Greta für das nächste Jahr, mit einem Plakat sich da auf die Kreuzung Goldener Ring, Neuer Arbat stellen und forden „Stop the Cars“. Eine sensationelle Lärmkulisse samt einer Fahrzeugkaskade aus alle Richtungen, das alles garniert mit riesigen, fantasie- und herzlosen Gebäuden, welche den Menschen an die Seite drängt. Zeigt sich auch schön an der Fassade des Kinos „Oktoer“.Futurismus in Reinkultur. Nirgendwo sieht man besser, warum der Kommunismus scheitern mußte, es fehlt einfach am Herz und am Humanismus.

Es ist auch schön zu sehen, wie der Staat sich selber durch das Außenministerium sieht. Weltdominanz verbunden damit, dem Einzelnen das Gefühl zu geben eine unbedeutende Ameise zu sein. So fühlen ich die wenn sie vor einem Ameisenbau stehen. Die nächste Schwester jedenfalls, mittlerweile sind wir bei 4.

Der „Alte Arbat“ wiederum ist das komplette Gegenstück zum Neuen und ist seit mittlerweile über 30 Jahren eine Begegnungszone. Dh die KPdSU war da ca 30 Jahre vor der ÖVP dran für so ein Konzept und im Gegensatz zur Wirtschaftskammer verstand sie es auch dort Geschäfte anzusiedeln.

Dem Arabat seine Kunst, der Kunst ihre Freiheit, deswegen darf unter dem strengen Blick doch auch schon mal Graffiti gewagt werden.

Und wie ihre Vorgänger, Jahrhundert hindurch, steht die nächste Generation Kinder am Arbat und trommelt und musiziert, um sich den Freiraum zu erhalten. Vor einem leerstehenden Restaurant der alten Nomenklatura

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